Intakte Siegel

Briefe mit einem Siegel zu versehen, ist für viele Menschen eine bekannt Praxis, auch wenn wir diese heute kaum noch verwenden. Den Einsatz von Siegeln kennen wir auch von Gegenständen, wie Feuerlöschern, Gaszählern oder Notbremsen. Zumindest über die Vermittlung von Kriminalromanen und -serien sind auch Versiegelungen von Räumen oder Wohnungen durch die Polizei geläufig.

In allen Fällen dient die Anbringung eines Siegels dazu, ein unautorisiertes Zugreifen auf einen Gegenstand oder einen Bereich zu verhindern oder zumindest durch das gebrochene Siegel eine unrechtmäßige Handlung nachweisen zu können.

In Bildern von der Auferstehung Christi wird das intakte Siegel dazu genutzt, diese Schlüsselstelle der Heilsgeschichte noch deutlicher vor Augen zu führen.

Im Matthäus-Evangelium (27,66) wird davon berichtet, dass die Hohepriester und Pharisäer das Grab Christi versiegelten und die Wachen, um die sie Pilatus gebeten hatten, dort postierten. Damit wollten sie verhindern, dass der Leichnam Jesu gestohlen und eine Auferstehung fingiert werden konnte. Auch in manchen spätmittelalterlichen Oster- und Passionsspielen ist die Versiegelung des Grabes Teil der vorgeführten Handlungen.

Das Tafelbild (REALonline 018800), das heute im Museum St. Ulrich in Regensburg aufbewahrt wird und aus der Zeit um 1520 stammt, zeigt einen geschlossenen Sarkophag. An der Vorderkante sehen wir zwei quadratische Stück Papier oder Pergament, die an den Ecken mit Siegelwachs versehen wurden. Sie sind so angebracht, dass sie die Kante zwischen dem Deckel und dem Sarkophag überspannen. Christus steht auf dem geschlossenen Grab. Er ist auferstanden, ohne dass die Versiegelung gebrochen ist.

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Auferstehung Christi, um 1520, Museum St. Ulrich, Regensburg

Die Bildtradition mit dem geschlossenen und mitunter versiegelten Sarkophag besteht im Mittelalter neben der häufigeren Form der Darstellung, die Christus in dem Moment zeigt, in dem er gerade aus dem Grab entsteigt (z.B. REALonline 0014546) oder schon ein paar Schritte davon entfernt ist (z.B. REALonline 000059).

I.N.