Die Fliege, so unscheinbar und kurzlebig sie sein mag, ist für die Kunstgeschichte ein ganz besonderes Tier. Dies hängt sowohl mit einem komplizierten physikalischen als auch mit einem biologischen Merkmal zusammen, durch welche sie sich auszeichnet und die sie befähigen, gegen die Wirkung der Schwerkraft festen Halt auf verschiedenen, auch sehr glatten Oberflächen zu finden. Fliegen kleben literaliter durch eine von den Beinen abgesonderte Flüssigkeit an den Dingen. Auch deshalb ist es gerade eine Vertreterin dieser Species, die in der Täuschungsanekdote über den perfekten Illusionismus der Malerei Giottos figuriert: Sein Lehrer Cimabue habe versucht, von einem seiner Werke eine von Giotto auf die Nase einer Bildfigur gemalte Fliege zu verscheuchen. Dies wiederum rekurriert auf die Trompe l’œuil-Anekdote bei Plinius, in der die Vögel an den von Zeuxis gemalten Trauben picken und Zeuxis wiederum versucht, einen von Parrhasios gemalten Vorhang zur Seite zu ziehen, um das vermeintlich dahinter befindliche Bild sehen zu können – die beste Täuschung ist diejenige, die selbst den Künstler und gar den Lehrer täuscht.