Die Corona-Pandemie hat uns einen neuen Gebrauchsgegenstand beschert. Was bisher nur bei der Arbeit im Krankenhaus oder bei der Feuerwehr ganz selbstverständlich zur Berufskleidung gehörte, muss nun von allen beim Einkaufen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und weiteren gesetzlich geregelten Situationen verwendet werden: der Mund-Nasen-Schutz, kurz MNS, oft auch nur Maske genannt – dann meist in Zusammenhang mit der ‚Maskenpflicht‘.
In der Salzburger Getreidegasse, in Hallstatt und vielen anderen beliebten Reisedestinationen von Besucher*innen aus Ostasien haben sich Masken tragende Tourist*innen schon seit Längerem in das Straßenbild eingeschrieben. Dabei konnte man schon vor der Corona-Krise eine große Vielfalt an Farben, Mustern und Formen des Mundschutzes beobachten. Seit Beginn der Maskenpflicht haben sich unter anderem dank der Do-It-Yourself-Anleitungen auf Youtube viele Menschen auch hierzulande ihren eigenen MNS gebastelt; andere wiederum leisten sich mithilfe von Designermasken ein kleines Stück Individualität bei der Verwendung ihrer Gesichtsbedeckung – im Gegensatz zur Uniformität des einfachen Einmal-MNS, der nun vielerorts achtlos auf den Gehsteigen entsorgt wird und vermutlich auch schon im Meer schwimmt.
MNS, so hören wir es wiederholt in medialen „Gebrauchsanweisungen“, schützt weniger die Träger*innen als er die Menschen um sie herum schützt, sollten die Träger*innen infiziert sein. Und er dient dazu, das Bewusstsein dafür aufrecht zu erhalten, dass die unsichtbare Gefahr noch nicht ganz überwunden und daher Abstand zu halten ist.
Der Hauch des Todes
In der Antike und im Mittelalter wurden Erkrankungen, deren Erreger sich über die Atemwege Zutritt in den Körper verschaffen, mit sog. Miasmen in Verbindung gebracht, worunter sich ein eher undifferenzierter Sammelbegriff für krankmachende Ausdünstungen und Verunreinigungen von Luft, Boden und Wasser verstehen lässt.
Die Situation auf die hier im Detail des Bild des Monats gezoomt wird, zeigt, wie sich Menschen beim Einatmen von gefährlicher und/oder stinkender Luft schützen. Eine der beiden Personen auf der rechten Seite (aus der Sicht der Betrachter*innen) bedeckt Nase und Mund mit seinem Mantel, die andere hält sich mit den Fingern die Nase zu. Ursache für die Verwendung von MNS ist hier wohl der Geruch des toten Lazarus, als er von Jesus wieder zum Leben auferweckt wurde. Der Hauch des Todes liegt förmlich in der Luft. Dieses im Johannesevangelium (Joh. 11, 1-47) überlieferte „Zeichen“ (Wunder) von Jesus griff der Künstler Michael Pacher bei der Gestaltung von einer der insgesamt 16 Bildtafeln des Altars für die Kirche von St. Wolfgang am Wolfgangsee (damals Abersee) auf, mit dessen Ausfertigung er 1471 beauftragt wurde. Hergestellt wurde der Altar in der Werkstatt von Michael Pacher in Bruneck im Pustertal.
Das hier gezeigte Bild ist auf der Sonntagsansicht zu sehen. Es ist mit den Aufnahmen von allen weiteren Bildtafeln, dem Schrein und der Predella in REALonline erfasst.
MNS bei Giotto
MNS sehen wir auch schon auf zwei von Giotto gemalten Auferweckungen des Lazarus; eine befindet sich in der Kirche San Francesco in Assisi, die hier gezeigte stammt aus der Cappella degli Scrovegni in Padua.